Alina Czeczinski – Vorstellung der Bachelorarbeit

Alina Czeczinski ist Absolventin des Studiengangs Retail Design an der Hochschule Düsseldorf und hat diesen in nur fünf Semestern mit Auszeichnung abgeschlossen

In ihrer Bachelorarbeit mit dem Titel „Urban Design Study: Public Spaces and Public Life“ beschäftigt sich die Studentin mit der Konzeption, dem Entwurf und der Realisation von Szenarien zur Revitalisierung von öffentlichen Räumen am Beispiel des Kirchplatzes im Stadtteil Friedrichstadt in Düsseldorf.

 

 


„A good city is like a good party – people stay longer than really necessary, because they are enjoying themselves.“ Alina Czeczinski beginnt ihre Bachelorthesis mit diesem Zitat des Architekten und Stadtplaners Jan Gehl. In ihrer Abschlussarbeit setzt sich die Studentin mit der Wiederbelebung von öffentlichen Räumen auseinander. Das Projekt trägt zu einer positiven Stadtentwicklung bei und soll zugleich den Einzelhandel stärken.

Alina Czeczinski hat das Bachelorstudium Retail Design sehr erfolgreich abgeschlossen. Die Peter Behrens School of Arts an der Hochschule Düsseldorf bietet mit diesem Studiengang eine deutschlandweit einmalige Kombination aus Gestaltung und Marketing an. Der interdisziplinäre Studiengang verbindet Design, Architektur, Kommunikation, Kunst und Wirtschaft. Der VMM – Europäischer Verband Visuelles Marketing/Merchandising e. V. – fördert die Etablierung dieses innovativen Studiengangs, mit dem der akademische Nachwuchs in Design-, Kommunikations- und vor allem Führungskompetenz ausgebildet werden soll. Auch die Verzahnung von Theorie und Praxis kennzeichnet das Studium. So hat Alina Czeczinski ihr Praxissemester trotz verkürzter Studiendauer in drei Unternehmen absolviert, vom Großkonzern über die Beratung bis zum Start-up.

Öffentliche Räume sind fortwährend Thema der sozialwissenschaftlichen, architektonischen, stadtplanerischen und gestalterischen Debatte. Laut Alina Czeczinski gelten sie als Grundgerüst der Städte, seien identitätsstiftend und übten damit einen erheblichen Einfluss auf das öffentliche Leben in einer Stadt aus. Doch nehmen die Bürger einer Stadt bewusst wahr, wie sie öffentliche Räume nutzen? Hasten sie häufig über Plätze, da diese nicht zum Verweilen einladen? Haben unsere Innenstädte überhaupt noch eine Zukunft?

Diesen und weiteren Fragen geht die junge Designerin in ihrer Bachelorthesis nach. Dabei ist der Studentin der regionale Bezug ihrer Arbeit zur Stadt Düsseldorf besonders wichtig. Zum einen da sie in Düsseldorf studiert sowie in unmittelbarer Nähe zum Kirchplatz wohnt, zum anderen da ihre Forschungsergebnisse auf zahlreiche öffentliche Räume der Stadt Düsseldorf übertragbar sind. Eine von vielen Maßnahmen, die Stadt und Einzelhandel ergreifen können, um die Innenstadt für Besucher und potenzielle Kunden attraktiver zu gestalten, besteht darin, dass Plätzen zu einem positiveren Image verholfen wird. Alina Czeczinski befasst sich zunächst mit den Herausforderungen von Städten, in erster Linie von Düsseldorf, und untersucht die Funktionen von Plätzen. Anschließend führt sie eine umfangreiche qualitative und quantitative Nutzungsstudie zum Kirchplatz in Düsseldorf durch, die ergibt, dass dessen Potenzial bisher nicht vollumfänglich ausgeschöpft wird. Die Arbeit beantwortet die Forschungsfrage, inwiefern der Kirchplatz einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen leisten kann, vor denen Düsseldorf gegenwärtig steht, insbesondere Klimawandel, Säkularisierung und ungenutzte öffentliche Ressourcen. Vor dem Hintergrund der drei Megatrends Greenification, New Religion und Sharing Economy entwirft die Studentin als Antwort auf die Probleme von Städten beziehungsweise von Düsseldorf maßstabsgetreue Modelle zur Neugestaltung des Kirchplatzes, um diesen fit für die Zukunft zu machen.

Zur Präsentation der vier Modelle des Kirchplatzes im Maßstab 1:100 gestaltet Alina Czeczinski eine Ausstellung. In dieser bildet ein Modell den jetzigen Zustand des Kirchplatzes ab, während die drei weiteren Modelle jeweils ein Szenario darstellen. Zu Beginn der Ausstellung nimmt der Besucher die Position des Architekten und Stadtplaners ein. „Vielfach planen Architekten die Stadt am Reißbrett, ohne dabei an die Nutzer zu denken. Meine Ausstellung veranschaulicht den Vergleich zwischen einer Stadtentwicklung aus der Vogelperspektive und solcher aus Sicht der Menschen“, kommentiert die Absolventin. Für eine Wiederbelebung des Kirchplatzes entwickelt sie anhand der drei Megatrends Modelle, die auf Augenhöhe dargeboten werden. „Der bisherige Forschungsstand zu den Herausforderungen von Städten zeigt, dass verstärkt der Mensch in den Mittelpunkt der aktuellen Stadtplanung gerückt ist. Geleitet wird meine Arbeit also von der Haltung, dass öffentliche Räume für Menschen zu planen sind. Um dieser Forderung nachzukommen, müssen Plätze attraktiver gestaltet werden“, erklärt die Studentin.

Im ersten Modell zum Megatrend Greenification wird ein Ort des Rückzugs erschaffen und gleichzeitig eine Antwort auf die Herausforderung Klimawandel gegeben. Dem Menschen bietet sich die Möglichkeit zur  Kontemplation. Durch Elemente, die bereits andere öffentliche Räume verändert haben, wie die vertikalen Gärten Patrick Blancs in Paris oder die grünen Verkehrsinseln von Tita Giese am Stresemannplatz in Düsseldorf, erlangt der Kirchplatz Aufmerksamkeit. Relevanz und Aktualität der Gestaltungsidee dieses Modells zeigen sich überdies in den derzeitigen Vorhaben der Stadt Düsseldorf. So wird nach dem Vorbild des Amsterdamer Museumsviertels beim Neubau am Gustaf-Gründgens-Platz, dem Kö-Bogen II, ebenfalls der Megatrend Greenification aufgegriffen. Hier wird dem Gebäude durch Pflanzgefäße an den Schrägflächen eine Art zweite Fassade verliehen.

Das zweite Modell zum Megatrend New Religion thematisiert die Säkularisierung in Düsseldorf. Als Folge eines zunehmenden Bedeutungsverlustes der Religion werden die Kirche, der Platz und die Umgebungsbebauung in ein Fußballstadion umfunktioniert. Auf diese Weise wird der Kirchplatz mit einer Größe von rund 13 000 Quadratmetern, damit größer als ein Fußballplatz, vollumfänglich und jederzeit nutzbar gemacht. Durch die Profanierung der Kirche wird der Platz zum Wallfahrtsort für Anhänger der Ersatzreligion Sport. Außerdem werden Analogien zwischen der Kirche und dem Fußball aufgezeigt.

Durch einen gläsernen, das heißt nach außen geöffneten Nachbau des Gebäudes wird im dritten Modell zum Megatrend Sharing Economy auf den Bedeutungsverlust der Religion und den daraus resultierenden Leerstand von immer mehr Kirchen angespielt. Zudem wird die sektorale Trennung Düsseldorfs in beispielhaft Kultur, Gastronomie, Arbeit sowie Handel/Dienstleistung verdeutlicht. Trotz Standortvorteilen, wie einer großen Grundfläche sowie der zentralen Lage in Friedrichstadt nahe dem Stadtzentrum, bleibt die Fläche des Kirchplatzes eine derzeit weitestgehend ungenutzte öffentliche Ressource. Auch vor dem Hintergrund steigender Grundstückspreise in Düsseldorf wird der Platz im Modell vollflächig verändert. Dabei soll der Kirchplatz die vier Sektoren vereinen und die Kluft zur Innenstadt überwinden. Die Retail Designerin erläutert: „Mit meinem Projekt verfolge ich die Absicht, die Attraktivität der Zentren von Städten zu steigern.“

Der Kirchplatz wird durch die oben aufgeführten Maßnahmen zu einem lebendigeren und offeneren Ort, der die Begegnung sowie Kommunikation von Menschen fördert und diese zum Verweilen einlädt. „Meine Modelle sind Visionen oder gar Utopien und sollen zum Nachdenken über die eigene Stadt anregen“, so Alina Czeczinski.

Das Ziel der drei sehr unterschiedlichen Modelle ist es, Stadtbewohner als Nutzer des öffentlichen Raums für Entscheidungsträger sichtbar zu machen. Die in der Hochschulpolitik engagierte Absolventin ergänzt: „Es wäre spannend, die Konzeption, den Entwurf und die Realisation meiner Bachelorarbeit der Öffentlichkeit vorzustellen. Die verschiedenen Meinungen von Vertretern der Stadt sowie der Kirche, von Anwohnern, Bürgern der Stadt Düsseldorf und Einzelhandelsunternehmen könnten weitere Denkanstöße für die Diskussion um ein lebenswerteres Düsseldorf geben.“ Der Kaplan der Kirche St. Peter in Düsseldorf ist an der Arbeit sehr interessiert und konnte für einen Besuch der Werkschau gewonnen werden, bei der die Abschlussarbeiten der Fachbereiche Design und Architektur der Hochschule Düsseldorf ausgestellt werden. Zurzeit werden Möglichkeiten geprüft, die Ausstellung in der Kirche und damit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Darüber hinaus ist Alina Czeczinski mit der Stadt Düsseldorf in Kontakt. Um diesen Artikel mit den Worten von Jan Gehl zu beginnen und auch abzuschließen: „Es lebt sich am besten in Städten für Menschen.“

Wir sind gespannt auf den nächsten Schritt der jungen Designerin und wünschen ihr für ihren weiteren Weg persönlich wie beruflich alles Gute und weiterhin viel Erfolg.