DEsignIT!

Ein Beitrag von Angelika Frank

Im Rahmen der Munich Creative Business Week diskutierten Mitte März Kreative und Macher namhafter Designfirmen aus Italien und Deutschland über Strategien und Positionierung auf dem europäischen Markt. Themen wie die Einführung zu Trends, Innovationen und Visionen im Design, Nachhaltigkeit, Kommunikation 4.0 und Designschutz bestimmten die hochkarätig besetzten Panels in der BMW Welt in München.

Design heute und morgen

In der ersten Runde sprachen Walter De Silva und Mario Antonioli über Design heute und seine bereichsübergreifende Bedeutung.

Für De Silva, der seit 46 Jahren als leitender Automobildesigner arbeitet, ist Design transversal. Die Beziehung zwischen dem Designer (Hersteller) und dem Verbraucher war noch nie so direkt wie heute. Ein perfekt funktionierendes Produkt, industriell oder per Hand hergestellt, definiert sich über seine Zulassung, seine Schönheit, seine Poesie. Gutes Design ist zeitlos, erst das Styling unterliegt den aktuellen Tendenzen.

Auch das Kunsthandwerk wird von den neuen Technologien betroffen sein. Irgendwann werden Häuser aus 3D Druckern entstehen. Das Design wird autonom und verselbständigt sich.

Design 4.0 ist dematerialisiert. Am Beispiel von Büchern leicht nachvollziehbar: was früher riesige Bibliotheken füllte, ist heute digital erlebbar. Interaktionen erfolgen über ‚Augmented Reality‘.

Neue Produktionen, Kommunikation und Design-Prozesse erfolgen nicht mehr analog, sondern digital. Und trotzdem sollten sie menschlich bleiben. Die große Herausforderung liegt in der Balance analoger Emotionen und digitaler Funktionen.

Der Begriff DESIGN ist heute überbeansprucht. De Silva definiert ihn neu:

„Italienisches Design ist ein kontinuierlich sich weiterentwickelndes kulturelles Model. Es macht das Leben von Menschen und Unternehmen besser.“

Design und Nachhaltigkeit

Zu dem brandaktuellen Thema sprachen Meike Weber (Architektin, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim), Claude Maurer (Ingo Maurer), Wolfgang Leitner (Panzeri & Partners), Fabrizio Valentini (Pininfarina), Domenico Sturabotti (Symbola Foundation).

Diese Fragen standen im Mittelpunkt:

Welchen Stellenwert hat nachhaltiges Design heute? Wie können Ressourcen und Energie effizient eingesetzt werden? Wie passen Nachhaltigkeit und Wirtschaft zusammen?

Nach Meike Weber braucht nachhaltiges Design Verortung in der Evolutionsgeschichte. Genauso wie für die Zukunft Herkunft unabdingbar ist. Wie hat sich ein Material in der Vergangenheit entwickelt und was können wir daraus lernen?

Claude Maurer sieht auch die kulturelle Bedeutung in dieser Entwicklung. Gerade bei den Lampen hat sich vom Glühfaden zum LED Licht revolutionäres geändert, das großes Umdenken erfordert hat, auch beim Verbraucher.

Für Wolfgang Leitner ist eine funktionierende Rücknahmeinfrastruktur von essentieller Bedeutung. Fabrizio Valentini betonte in diesem Zusammenhang, und das nicht nur für die Autoindustrie, eine intensivere Kooperation zwischen Designern und Ingenieuren.

Die großen Herausforderungen werden die Grenzen zwischen den Disziplinen immer weiter verschwinden lassen.

Sturabotti hebt die Zusammenarbeit zwischen den ‚Clustern‘ hervor. Das Design muss regional und gleichzeitig international funktionieren. Design und Wirtschaft müssen kompatibel sein. Künstliche Intelligenz darf nicht zu unmenschlichem Handeln verleiten.

Die Grundhaltung sollte neugierig bleiben, immer auf der Suche nach neuen Produktionsmöglichkeiten. Was kann ein 3D Drucker, das auch nachhaltig ist?

Neue Produktionszyklen und Werkstoffe müssen Antworten liefern.

Und die liegen vielleicht auch bei den Klassikern:

Simple, zeitlose Möbel (wie zum Beispiel bei den amerikanischen Shakern).

Auch eine verlängerte Lebensdauer von Produkten ist relevant. Ebenso ihre Reparaturfähigkeit und kleinere Produktpaletten. Schon in der Entstehungsphase neuer Produkte sollte ihre spätere Verwendung mit einkalkuliert werden.

So entstehen nachhaltige Prozesse.

Design 4.0

Tim Leisenberg (Anwalt Loschelder Leisenberg): „Das Internet hat Produkt-Piraterie leichter gemacht. Die Konkurrenz kann von überall aus der Welt leichter beobachtet werden. Produkte können heruntergeladen werden.“

Andrea Brena (Adidas makerlab, Studio Marea) sieht hingegen die Vorzüge in einem fast barrierefreien, Hierachie freiem Austauschen kreativer Entwicklungen.

Layla Keramat (Spark Reply) forscht für global agierende Unternehmen. Sie sieht eine Gefahr, dass wir zu sehr von unserer westliche Denkweise aus gestalten und dabei die aufstrebenden Märkte aus den Augen lassen. Zum Beispiel leben 80 Prozent der Weltbevölkerung ohne ein Bankkonto.

Das Design von morgen sollte mit seinen Produkten und Dienstleistungen den Endkunden in den Mittelpunkt stellen und direkter agieren. Das Internet ermöglicht eine schnelle und prompte Interaktion. Und gibt dem Verbraucher Macht und Mitgestaltungsmöglichkeiten.

Die Kanäle werden sich in der Zukunft weiter spezialisieren und damit gezieltere Interaktionen möglich machen. Die Beziehungen von Kunden, Unternehmen und Mitarbeitern werden enger, demokratischer, auch was die kreativen Prozesse betrifft.

Eine Zukunft, die nicht nur an Deutschland und Italien mit ihren engen Handelsbeziehungen, große Herausforderungen stellen wird.

https://www.mcbw.de/